Radikalisierung und Extremismus sind Begriffe, die in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund der Gesellschaft gerückt sind. Fakt ist, dass diese mit hohen Gefahren verbunden sind. Um dem entgegenzuwirken, erhielten die Neuntklässler der Realschüler im Aurain im Rahmen einer Präventionsveranstaltung Besuch von Philip Schlaffer, einem ehemaligen Neonazi, Gewalttäter und „Rotlichtrocker“.
Prävention ist das A und O
Die Schulleitung um Harald Schmitt, Anabel Küfer und Melanie Heffner-Leitner initiierte gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung diese Präventionsveranstaltung, um einen Perspektivwechsel für die Schülerschaft erfahrbar zu machen. Und das sorgte bereits im Vorfeld für Aufgeregtheit. Ja, jene Veranstaltung ließ in der Tat sofort aufhorchen.
„Mit dieser Präventionsveranstaltung schaffen wir ein Angebot, das die Hintergründe und Gefahren konkret in den Blick nimmt“, so Schulleiter Harald Schmitt im Vorfeld, der als Geschichtslehrer weiß, dass eine derartige Begegnung den Lernprozess fördern und das eigene Denken reflektieren kann.
Vom Extremisten zum Präventionskämpfer
Bereits zu Beginn machte Philip Schlaffer keinen Hehl daraus. Er war ein ehemaliger Neonazi und krimineller Rocker. Heute ist er Autor und De-Radikalisierungstrainer – er hilft Jugendlichen beim Ausstieg aus der rechten Szene.
Der Autor des Bestsellers „Hass. Macht. Gewalt“ ließ tiefe Einblicke in sein Leben gewähren. Er erzählte von seiner Kindheit und seinem Leben in den Neunzigern: Nirgendwo fühlte er sich zugehörig und fand schier keinen Halt – weder daheim noch in der Schule. Dann lernte er die Neonazi-Szene kennen, die ihm dieses Gefühl von Zugehörigkeit gab. Der Beginn einer Zeit, die zu einer schnellen Radikalisierung führte und im Zeichen von Ausländerhass und blinder Verehrung des Dritten Reichs stand.
Freiheitlich-demokratischer Appell an die Schülerschaft
Aufrichtig erzählte er der Schülerschaft seine Lebensgeschichte und wie er den Ausstieg aus Extremismus und Kriminalität schaffte. Dieses radikale und hochgradig kriminelle Leben hinter sich zu lassen – keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger sein Appell an die Schüler, die freiheitlich-demokratischen Werte der Bundesrepublik Deutschland zu schützen.
„Als ehemaliger Krimineller und Aussteiger aus der rechtsextremen Szene weiß ich aus erster Hand, wie wichtig es ist, Jugendliche über die Gefahren von Extremismus zu informieren“, so Schlaffer. Sein Ziel sei es, Menschen zu sensibilisieren und zu informieren. Und das mit Erfolg. Mit seiner Präventionsarbeit erreichte er bereits ein breites Publikum, um extremistische Ideologien zu analysieren und transparent aufzuklären. Und dieses Engagement wussten die Realschüler im Aurain wertzuschätzen, was der Applaus am Ende zum Ausdruck brachte.
Fazit: Die Vorabschlussklassen der Realschule im Aurain bedanken sich bei Philip Schlaffer, der die Schülerschaft mit seinem Vortrag aufklären und sensibilisieren konnte. „So eine Wandlung ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Das erfordert Mut“, sagte eine Schülerin nach der Veranstaltung.
Ein herzlicher Dank geht auch an die Friedrich-Naumann-Stiftung, die diese Veranstaltung proaktiv fördert.